Eine Helferin mit Atemschutz öffnet mit dem Einreißhaken die Holzdecke, damit die letzten Glutnester gelöscht werden können. Andere Ehrenamtliche in der blauen Schutzkleidung sind damit beschäftigt, die Decke abzustützen, um die Statik zu sichern. So können Feuerwehrleute zum Nachlöschen und der Brandermittler das ausgebrannte Gebäude gefahrlos betreten. Mit 15 Helfern und drei Fahrzeugen ist das Technische Hilfswerk Weinsberg im Juli zum Brand im Alten Schützenhaus in Lauffen ausgerückt.
Wenn Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienst im Notfall technische Unterstützung und Knowhow benötigen, sind die Ehrenamtlichen zur Stelle.
Helfende Hände beim Umladen gefragt
So wie Ende Januar, als zwischen Güglingen und Eppingen-Kleingartach am Spätnachmittag ein Lkw von einer starken Windböe erfasst worden und umgekippt ist. 1700 Sprudelkisten hat das Team vom Ortsverband Weinsberg aus dem Bauch des Getränkelasters umgeladen. Zudem hat die "blaue Feuerwehr", wie sie genannt wird, mit ihrer technischen Ausstattung helfen können und die Unfallstelle ausgeleuchtet. Voller Stolz zeigt Pascal Schukraft, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, in der Unterkunft im Gewerbegebiet in der Abtsäckerstraße den Lichtmastkraftwagen. Die Beleuchtung kann hydraulisch auf bis zu neun Metern ausgefahren werden. Das einstige Polizeifahrzeug hat der Ortsverband selbst hergerichtet.
Zusammen mit dem Lichtmastanhänger verfügen die Weinsberger über ein vielfältiges Beleuchtungsmaterial, mit dem rund 6000 Quadratmeter ausgeleuchtet werden können. Zum Fuhrpark gehören sechs Einsatzwagen und zwei Anhänger. Darunter der Gerätekraftwagen, die rollende Werkstatt, mit Scherenspreizer, Trennschleifer, Motorsäge oder Hebekissen, das Zugtruppfahrzeug mit der Ausstattung für die Einsatzführung, Kipper, Mannschaftslastwagen mit dem Beleuchtungsmaterial und der Mannschaftstransportwagen.
"Wir sind gut ausgerüstet", ist Schukraft zufrieden mit der Ausstattung von der Schutzkleidung der Helfer bis zum Material. Elf Atemschutzträger sind in den Reihen des THW-Ortsverbands Weinsberg.
Zur Stelle, wenn es hart auf hart kommt
Auch bei Umweltkatastrophen, wie dem Fischsterben in der Jagst nach dem Mühlenbrand in Kirchberg 2015, ist das THW gefragt. Da haben die Weinsberger Sauerstoff in den Fluss gepumpt. Beim Sulmhochwasser 1987 haben die Helfer Keller ausgepumpt und logistische Maßnahmen übernommen. "Wir sind da, wenn es hart auf hart kommt", sagt Schukraft, der seit 2012 THW-Helfer ist.
"Bei der Feuerwehr pressiert es. Wenn bei uns der Melder angeht, kann man die Nachhut bilden." Das Ehrenamt im THW kann der gelernte Konditor besser mit seiner Arbeit vereinbaren. Dass viel geübt wird und die Zahl der Einsätze sich in Grenzen hält, passt für den 29-Jährigen. 2019 ist der Ortsverband 15 Mal ausgerückt, in diesem Jahr hat es bisher drei Einsätze gegeben.
Wer THW-Helfer werden will, muss eine Grundausbildung absolvieren, die mit einer theoretischen und praktischen Prüfung abschließt. Neben Gerätekunde wird laut Schukraft die Knotenkunde groß geschrieben. Erste Hilfe und Funkausbildung gehören mit zur Schulung. Danach schließen sich Weiterbildung und Spezialisierung an. "Unsere Jugendgruppe ist stark", weist der Affaltracher auf die Einheit mit 14 Zehn- bis 17-Jährigen hin, dazu kommen zehn Kinder ab sechs Jahren in der Mini-Gruppe, die spielerisch an die Aufgaben herangeführt wird. Nachwuchssorgen habe der Ortsverband nicht, aber Platz für weitere Interessenten sei vorhanden.
Mehr Frauen sind erwünscht
Unter den 78 Aktiven sind sieben Frauen. "Der Frauenanteil kann definitiv höher sein", meint Schukraft. Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick seien natürlich von Vorteil, aber keine Grundvoraussetzung, um Mitglied bei der Hilfsorganisation zu werden. Es gebe auch Aufgaben in der Verwaltung oder bei der Einsatzdokumentation. Wichtig ist allerdings die Teamfähigkeit. "Team heißt bei uns Team", macht Schukraft deutlich. "Man muss sich auf den anderen verlassen können."
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