Der Satz klingt so banal, dass er für Menschen mit auch nur ein kleinwenig Lebenserfahrung wie eine Binsenweisheit erscheinen könnte: "Wir wissen eben nie, wo wir hinkommen." Wenn aber jemand wie Volker Bähr, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks (THW) Weinsberg, diesen Satz sagt, dann hat das Gewicht. Denn wenn diese Ehrenamtlichen ran müssen, dann, um Retter und Helfer von Polizei und Feuerwehr zu unterstützen - meist in dramatischen Situationen nach Unwettern, bei Hochwasser oder anderen Unglücken. Da sind Fluten zu bändigen, nächtliche Unfallszenen auszuleuchten, eingestürzte Häuser abzusichern.
Solides handwerkliches Wissen
Das letztgenannte Beispiel meint Volker Bähr, wenn er diesen Satz sagt: "Wir wissen eben nie, wo wir hinkommen." Müssen nach einer Katastrophe irgendwelche Wände abgestützt werden? Sind Stahlträger zu durchtrennen, Steinmauern zu durchbrechen? Alles Dinge, die solides handwerkliches Können voraussetzen, gerade in brenzligen Situationen. Deshalb ist Basiswissen der Metall-, Gesteins- und Holzbearbeitung Bestandteil der Grundausbildung beim THW.
Zwei Frauen und vier Männer starteten jetzt
Erst vor wenigen Tagen hatte der Weinsberger Ortsverband positive Nachrichten zu verkünden: Zwei Frauen und vier Männer begannen dort jetzt diese Ausbildung. Auf diesen Zug können Interessierte in den nächsten zwei, drei Wochen aufspringen, ohne den Anschluss zu verlieren. "Ein Einstieg ist noch möglich", sagt Verena Knapp, Ausbildungsbeauftragte des Ortsverbands. Mitmachen kann jeder, der die gute Sache unterstützen will. "Wenn noch sechs bis acht Leute kämen - das wäre kein Problem", meint Volker Bähr.
Interessant auch für Führungskräfte
Ziel ist es, die Mitglieder für den Einsatz des vielfältigen Bergungs- und Beleuchtungsgeräts auf den Weinsberger THW-Fahrzeugen fit zu machen. Eine Motorsäge, ein Schweißgerät oder auch einen pneumatischen Drucklufthammer fachgerecht bedienen zu können - das sind Beispiele, die Pascal Schukraft, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit beim Weinsberger THW, als Beispiele anführt. Je nach Interesse bieten sich auch diverse Lehrgänge an. "Bei uns kann man fast schon eine halbe KfZ-Ausbildung machen", sagt Volker Bähr und lacht. Wer Leitungsaufgaben übernimmt, könne ebenfalls von dem ehrenamtlichen Engagement profitieren: "Viele, die bei uns eine Führungsausbildung gemacht haben, haben auch Führungspositionen in Betrieben inne", berichtet Bähr.
Für jeden das passende Geschäft
Willkommen sind Interessenten jeden Alters: Ganz junge um die 20 ebenso wie Leute ab Mitte 30, die fest im Leben stehen, oder etwas ältere Semester, die womöglich nicht mehr berufstätig sind und sich deshalb tagsüber beispielsweise der Fahrzeugwartung widmen können. Gefragt sind auch Leute, die nicht direkt bei Einsätzen dabei sein möchten, aber beispielsweise in der Verwaltung oder in der Küche mitarbeiten können: "Wir finden für jeden das passende Geschäft", erklärt Schukraft. Die Grundausbildung dauert ein dreiviertel Jahr, umfasst 70 Stunden Theorie und jede Menge Praxis.
THW für Sechs- bis Neunjährige
Ein glücklicher Umstand ist es, dass die Frauen, die kürzlich die Grundausbildung beim THW in Weinsberg begonnen haben, Pädagoginnen sind. Mit ihnen hat der Ortsverband eine Minigruppe gestartet - das THW für Sechs- bis Neunjährige. "Die basteln und werkeln und unternehmen auch mal einen Ausflug", berichtet Volker Bähr. Spielerisch sollen die Kinder an die Aufgaben des THW herangeführt werden. "Je früher du sie bei der Hand nimmst, desto sicherer bleiben sie auch dabei", hofft Bähr mit Blick in die fernere Zukunft. Kontaktaufnahme übers Internet: www.thw-weinsberg.de.
Wie das THW aufgebaut ist
Das Technische Hilfswerk (THW) ist die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes mit beinahe ausschließlich ehrenamtlichen Einsatzkräften. Es untersteht dem Bundesinnenministerium, hat seinen Sitz in Bonn-Lengsdorf und teilt sich auf in Landesverbände, Regionalstellen und Ortsverbände. Der Regionalstellenbereich Franken umfasst die Ortsverbände Heilbronn, Weinsberg, Widdern, Pfedelbach, Crailsheim, Schwäbisch Hall, Künzelsau, Igersheim und Wertheim.